Hausbau, Teil 28: Tiny House
Steigende Immobilien- und Grundstückspreise sowie Energiekosten lassen für viele Menschen den Traum vom eigenen Haus platzen. Doch das muss nicht sein: Tiny Houses liegen voll im Trend. Die Minihäuser sind funktional und vor allem sehr gemütlich.
Wohnen auf kleinstem Raum
Dieses alternative Wohnkonzept kursiert auch unter den Begriffen Small House, Mikrohaus, Minihaus oder Kleinsthaus und kommt ursprünglich aus den USA. Unterschieden wird zwischen mobilen Häusern und solchen, die fest vor Ort errichtet werden. Hierzulande wird diese Art der Unterkunft oftmals als Ferienhaus genutzt.
Die Häuser im Miniaturformat haben eine Wohnfläche von ca. 15 bis 45 Quadratmeter, welche sich auf zwei Etagen verteilen kann. Sie verfügen über alle wichtigen Einrichtungen wie Wohn- und Schlafbereich, Küche sowie Dusche und Toilette.
Ein Tiny House können Sie sowohl eigenständig – mit Hilfe von Bausätzen – oder mit professioneller Unterstützung errichten. Wir empfehlen, einen Experten einzubeziehen. So kann dieser bereits beim Grundriss aufgrund von Erfahrungswerten den Innenraum für eine optimale Nutzung gestalten.
Was gibt es zu beachten?
Ein Tiny House konzentriert sich auf das Wesentliche zu Gunsten einer großen persönlichen Unabhängigkeit. Prinzipiell ist das Leben in einem solchen Haus in Deutschland gestattet. Sie können es problemlos auf einem geeigneten Grundstück errichten, wenn Ihnen eine Baugenehmigung vorliegt.
Wer komplett ungebunden sein möchte, kann genehmigungsfrei auf einem Campingplatz wohnen. Allerdings sollte dieser laut Bebauungsplan für die Wohnnutzung zugelassen sein. Zudem darf die Wohnfläche nicht mehr als 50 Quadratmeter betragen und die Maximalhöhe von etwa 3,50 Meter bzw. 4 Metern überschreiten.
Auch das Wohnen auf öffentlichen Parkplätzen ist theoretisch gestattet, so lange das Haus nicht länger als zwei Wochen unbewegt steht. Allerdings dürfen Sie nur eine Nacht darin schlafen. Auch den Parkplatz als Terrasse zu nutzen und Stuhl sowie Tisch vor die Tür zu stellen, ist nicht erlaubt.
Fahrbare Tiny Houses müssen für den Straßenverkehr zugelassen sein. Alle baulichen Extras erfordern dabei eine eigene, individuelle Zulassung.
Kosten für ein Tiny House
Für handwerklich geschickte Bauherren ist die Errichtung eines Kleinsthauses eine lukrative Möglichkeit Kosten zu sparen. Eine konkrete Planung und Finanzierung sind eine wichtige Basis. Je nach Größe, Materialien und Komfort können die Kosten erheblich schwanken. Rechnen Sie bei einem Tiny House mit ca. 2.000 bis 3.000 Euro pro Quadratmeter. Bezugsfertige Häuser mit 15 bis 40 Quadratmeter Wohnfläche kosten zwischen 25.000 und 65.000 Euro. Hinzu kommen Grundstücks-, Erschließungs- und Baunebenkosten.
Clever einrichten
Tiny Houses sind definitiv nur etwas für Menschen, die Ordnung halten und auf viel Besitz verzichten können. Das grundsätzliche Konzept ist Minimalismus und sollte von den Bewohnern gelebt werden, um in einem solchen Zuhause dauerhaft glücklich zu sein.
Die Inneneinrichtung eines Minihauses muss gut durchdacht und flexibel nutzbar sein. So können beispielsweise Raumteiler gleichzeitig als Abtrenner und Stauraum oder Treppe fungieren. Als Sitzmöglichkeit am Esstisch eignen sich Bänke, die Stauraum bieten und im Idealfall nach dem Essen unter den Tisch geschoben werden können.
Achten Sie auf Helligkeit von Böden und Decken sowie großflächige Fenster, damit der Raum optisch größer erscheint. Mischen Sie nicht zu viele Materialien und Farben. Lampen sollten Sie direkt in Decke und Wand integrieren. Auf einige Möbel wie z. B. einen Nachttisch können Sie verzichten. Stattdessen kommen platzsparende Alternativen wie eine Betttasche zum Einsatz. Regale und Schubläden finden ihren Platz unter Treppen oder Tischplatten. Hängende Möbel bescheren mehr Beinfreiheit.
Energieverbrauch im Minihaus
Auch in einem Tiny House fallen Kosten für Wasser, Abwasser, Strom und Heizung an. Die kleinen Häuser verbrauchen aufgrund ihrer Größe deutlich weniger Energie als normale Einfamilienhäuser. Wichtig ist aber auch hier eine gute Dämmung, damit nicht zu viel Wärme verloren geht. Der Strombedarf lässt sich meist durch eine eigene Solaranlage decken. Ein Ofen ist eine echte Heizalternative und sorgt für kuschlige Wärme.
Wohnen im Tiny House bedeutet für die meisten Besitzer Nachhaltigkeit, kleinstmöglicher ökologischer Fußabdruck und größtmögliche Kostenersparnis. Jedoch ist ein Minihaus nicht für jeden etwas.
enviaM-Tipp: Wer sich für ein Tiny House entscheidet, sollte diese Wohnform vorher ausprobieren. Oft ist das Wohnen auf engstem Raum im Alltag nicht mehr so aufregend wie angenommen.
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