Hausbauserie, Teil 21: Architekt, Fertighaus oder Bauträger

Viele Wege führen zum eigenen Traum-Domizil. Ob Architektenhaus, Fertighaus oder eines vom Bauträger – jedes hat seine Vor- und Nachteile. Wie und mit welchem Baupartner das Projekt Eigenheim am besten gelingt, darüber entscheiden Ihre individuellen Vorstellungen und finanziellen Möglichkeiten.

Das Architektenhaus punktet mit Individualität

Das Architektenhaus ist immer ein Einzelstück. Der Bauherr kann es komplett nach seinem Geschmack und seiner persönlichen Lebenssituation planen. Von der Materialauswahl bis hin zum flexiblen Grundriss berücksichtigt der Architekt all seine Wünsche. Jedes Planungsdetail wird einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen, anhand derer der Bauherr entscheidet.

So einzigartig ein Architektenhaus nach Fertigstellung ist, so intensiv ist aber auch die Planungsphase. Der Bauherr muss viel Zeit und Energie investieren. Ebenso sind während des Baus fortlaufend Entscheidungen zu treffen.

Blick von Einfahrt auf Haus mit Garage

Diese Individualität wirkt sich erschwerend auf den Zeitrahmen aus. Grob geschätzt, benötigen Sie ein Drittel mehr Zeit bei der Planung als bei einem Fertighaus. Die Bauzeit beträgt durchschnittlich sechs Monate. Ein Fertighaus ist in sechs bis acht Wochen bezugsfertig.

Ebenso gestaltet sich die Kostenkalkulation bei einem Architektenhaus schwieriger. Erst wenn jedes Detail geplant und alle Aufträge vergeben sind, steht fest, wie teuer das Haus wird. Hinzu kommt das Architektenhonorar, welches 5 bis 20 Prozent der Bausumme beträgt. Unter dem Strich kostet Ihr Eigenheim durchschnittlich das Anderthalbfache bis Doppelte eines Fertighauses.

Ein Fertighaus besticht durch gute Planbarkeit und Kostentransparenz

Im Jahr 2017 entschieden sich etwa 20 Prozent der deutschen Bauherren für ein Fertighaus. Die Hersteller solcher Häuser nehmen Ihnen viel Arbeit ab. Dies beginnt bei der Planung, erstreckt sich über die gesamte Bauphase bis hin zu den Abnahmen. Der Bauherr kann zwischen einem schlüsselfertigen Eigenheim oder einem Ausbauhaus wählen. Bei der Entscheidungsfindung hilft ein Besuch in der Musterhausausstellung. Dort können Häuser verschiedener Anbieter verglichen werden.

Ein Fertighaus besteht immer aus einer Art Baukasten, aus welchem einzelne Elemente wählbar sind. Doch auch hier muss nicht auf Individualität verzichtet werden. Je nach Anbieter, Preisklasse und Haus-Typ können Sie zwischen kleineren Änderungen bei der Inneneinrichtung bis hin zu größeren Anpassungen des Grundrisses oder der Materialien mit entscheiden. Etwa zwei Drittel der Fertighäuser werden frei nach Wunsch geplant. Im Normalfall übernimmt der Hersteller die Rolle des Bauleiters und koordiniert die Gewerke.

Das Fertighaus ist die schnellste und kostengünstigste Variante beim Hausbau. Durch die standardisierten und vorgefertigten Teile wächst es auf der Baustelle innerhalb von zwei bis drei Tagen. Ein weiterer positiver Aspekt ist die kurze Austrocknungszeit, weil weder Beton noch Mörtel benötigt werden. So kann auch der Innenausbau zeitnah stattfinden.

Zusammensetzung eines Fertigteilhauses auf einer Baustelle

Wichtig: Die Festpreise der Fertighaushersteller gelten meist ab Oberkante Keller bzw. Bodenplatte. Wer einen Keller oder eine Tiefgarage plant, zahlt diese extra. Auch ist schlüsselfertig nicht gleich schlüsselfertig und schon gar nicht bezugsfertig. Klären Sie vorab mit Ihrem Haushersteller, was für Sie nach „Bauende“ noch alles zu tun ist.

Das Bauträger-Haus bietet ein Rundum-Sorglos-Paket

Häufig bieten Baufirmen schlüsselfertige Haus-Lösungen an. Ähnlich wie beim Fertighaus gibt es auch hier eine vorgegebene Planung sowie einen Festpreis und einen fixen Terminplan. Ein Bauträger-Haus wird allerdings nicht im Werk vorgefertigt, sondern klassisch vor Ort – oft aus Gasbeton – errichtet.

Der Bauträger liefert meist zusätzlich zum Haus gleich das Grundstück mit, kümmert sich um alle Genehmigungen, beauftragt Subunternehmen und übergibt das Haus in der Regel schlüsselfertig. Das spart dem Bauherren eine Menge Zeit und viele Nerven. Die komplette Verantwortung für das Objekt liegt beim Bauträger und der Käufer hat das Recht auf ein mangelfreies Werk. Der individuelle Gestaltungsspielraum ist beim Bauträger-Haus allerdings eingeschränkt. Das ausführende Unternehmen entscheidet, wie und mit welchen Materialien gebaut wird. Sonderwünsche sind zwar möglich, aber meist etwas teurer. Insgesamt benötigt der Bau mit einem Bauträger deutlich mehr Zeit als der eines Fertighauses und auch die Kosten liegen etwas höher.

Vor- und Nachteile der Haus-Typen

Vergleich: Architektenhaus, Bauträgerhaus, Fertighaus

Eigenleistungen sparen Geld, kosten aber sehr viel Zeit und Einsatz

Fast 90 Prozent der Bauherren erledigen Arbeiten am Bau in Eigenleistung, ein Viertel von Ihnen sogar in großem Umfang: Tapezieren, Streichen, Fußbodenbeläge und Fliesen verlegen, stehen dabei ganz oben auf der Do-it-yourself-Liste. Doch diese Eigeninitiative sollte gut überlegt sein. Bei allen Tätigkeiten ist umfangreiches Spezialwissen notwendig. Außerdem benötigen Sie als Bauherr viel Zeit und entsprechendes Material. Eine enge Abstimmung und konkrete Terminierung mit anderen Gewerken ist zwingend erforderlich und die Gewährleistung – bzw. der Verzicht auf diese – muss im Vorfeld geklärt sein. Gespart wird hingegen wenig. Wer beispielsweise ein Haus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche baut, kann bei reinen Baukosten von 250.000 Euro maximal 18.000 Euro einsparen. Im Gegenzug muss der Bauherr fast 850 Stunden arbeiten. Bei schlüsselfertigen Häusern sind Eigenleistungen häufig von vornherein ausgeschlossen.

Sie wollen mehr zum Thema Hausbau erfahren? Wir haben weitere Beiträge für Sie.

Hausbau, Teil 1: Baustrom
Hausbau, Teil 2: Strom- und Gasanschluss
Hausbau, Teil 3: Wärmepumpe
Hausbau, Teil 4: Solarthermie
Hausbau, Teil 5: Heizsysteme
Hausbau, Teil 6: Blower-Door-Test
Hausbau, Teil 7: Thermografie
Hausbau, Teil 8: Rauchmelder
Hausbau, Teil 9: Einbruchschutz
Hausbau, Teil 10: Wärmedämmung
Hausbau, Teil 11: Fenster
Hausbau, Teil 12: Stromspeicher für Photovoltaikanlagen
Hausbau, Teil 13: Smart Home
Hausbau, Teil 14: Kohlenmonoxidmelder
Hausbau, Teil 15: FI-Schutzschalter
Hausbau, Teil 16: Förderung von Wohneigentum
Hausbau, Teil 17: Ladestation
Hausbau, Teil 18: Urlaubsschutz
Hausbau, Teil 19: Energiespartipps für den Garten
Hausbau, Teil 20: Energiespartipps für den Swimmingpool
Hausbau, Teil 22: Raumplanung
Hausbau, Teil 23: Bauablauf
Hausbau, Teil 24: Energetische Sanierung
Hausbau, Teil 25: Nachhaltiges Bauen
Hausbau, Teil 26: Nullenergiehaus
Hausbau, Teil 27: Baunebenkosten
Hausbau, Teil 28: Tiny House
Hausbau, Teil 29: Gartengestaltung
Hausbau, Teil 30: Terrasse
Hausbau, Teil 31: Lüftungsanlagen
Hausbau, Teil 32: Holzhaus

Foto: WeberHaus

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