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Hausbau, Teil 33: Dachtypen

Die Wahl der Dachform ist eine der wichtigsten Entscheidungen beim Hausbau. Verschiedene Typen bieten unterschiedliche ästhetische und funktionale Vorteile, die je nach den individuellen sowie regionalen Anforderungen und klimatischen Bedingungen variieren können. Ebenso hängt die Energieeffizienz eines Daches von verschiedenen Faktoren ab – einschließlich der Dachform, der verwendeten Materialien sowie der Isolierung. In diesem Blogbeitrag stellen wir dir die gängigsten Dachtypen mit ihren Vor- und Nachteilen vor und geben Tipps, wie du das passende Dach für dein Bauprojekt findest.

Satteldach

Das Sattel- oder auch Giebeldach ist eine der am häufigsten gewählten Dachformen in Deutschland. Es besteht aus zwei geneigten Dachflächen, die an einer Kante zusammentreffen. Diese Dachform ist besonders in Regionen mit viel Regen und Schnee beliebt, da sie eine gute Wasserableitung bietet. Dank der einfachen Konstruktion und den geringen Baukosten ist das Satteldach nicht nur funktional, sondern auch wirtschaftlich attraktiv.

Wer schräge Wände mag und nicht auf die volle Grundfläche angewiesen ist, für den ist das Satteldach genau das Richtige. Beliebt sind Schlafzimmer „unter dem Dach“. Sie schenken Gemütlichkeit und herrliche Ausblicke über große Fenster. Aber auch Kinderzimmer oder das Büro sind an der Stelle gut aufgehoben. Diese Räumlichkeiten benötigen keine hohen Möbelstücke und entwickeln ein besonderes Flair.

Vorteile eines Satteldachs

  • einfache Bauweise
  • kostengünstig
  • robuste, witterungsbeständige Konstruktion
  • verschiedenste Gestaltungsmöglichkeiten
  • für mehr Wohnfläche ist der Einbau von Dachgauben möglich
  • gut geeignet für Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen

Nachteile eines Satteldachs

  • je nach Neigungswinkel und Dachstuhl weniger Wohnraum im Obergeschoss
  • oft kein Einbau von Standardfenstern möglich, sondern nur Dach- und Giebelfenstern bei niedrigem Kniestock

Walmdach

Ein Walmdach zeichnet sich dadurch aus, dass alle vier Dachseiten geneigt sind. Diese Form bietet eine bessere Stabilität bei starkem Wind und schützt das Haus von allen Seiten vor Witterungseinflüssen. Aufgrund seiner Eigenschaften ist das Walmdach in Gebieten mit starkem Wind sehr beliebt. Allerdings ist die Konstruktion komplexer und mit höheren Kosten verbunden als bei anderen Dachformen.

Das Walmdach blickt auf eine lange Tradition zurück: Herrenhäuser, Stadthäuser und Villen nutzen diese imposante Dachform schon vor vielen Jahren. Auch heute sind Walmdächer eine beliebte Wahl für Einfamilienhäuser. Sie schützen die Außenfassade des Hauses gut von allen Seiten und werden deshalb besonders häufig bei Holzhäusern eingesetzt.

Vorteile eines Walmdachs

  • besonders stabil durch umfängliche Holzkonstruktion
  • guter Abfluss von Regenwasser aufgrund allseitiger Neigung
  • Schutz von Außenfassade, Balkonen und Terrassen durch Dachüberstände
  • ausreichend Dachfläche für Photovoltaik- oder Solarthermie

Nachteile eines Walmdachs

  • höhere Kosten und höherer Konstruktionsaufwand wegen größerer Dachfläche
  • kleinerer Wohnraum im Dachgeschoss durch niedrigere Kniestöcke
Einfamilienhaus mit Walmdach

Zeltdach

Ein Zelt- oder Pyramidendach ähnelt dem Walmdach, da sie beide jeweils vier geneigte Dachflächen ohne Giebel haben. Im Gegensatz zum Walmdach besitzt das Zeltdach jedoch keinen Dachfirst, da die Flächen an der Spitze des Daches zusammenlaufen – ähnlich wie bei einem Zelt. Dadurch bietet es gute Stabilität und sieht ästhetisch ansprechend aus. Diese Dachform ist besonders bei quadratischen Grundrissen beliebt. Soll es allerdings auf einem rechteckigen Baukörper konstruiert werden, müssen jeweils die beiden gegenüberliegenden Dachflächen eine andere Dachneigung aufweisen, sodass kein First, sondern eine Spitze entsteht. Die aufwendige Konstruktion macht das Zeltdach jedoch komplexer und teurer als viele andere Dachformen.

Zeltdach eines Einfamilienhauses (Quelle:Town & Country Haus)
Zeltdach eines Einfamilienhauses (Quelle:Town & Country Haus)

Vorteile eines Zeltdachs

  • wenig Angriffsfläche bei starkem Wind durch stabile Konstruktion
  • bei Dachüberstand guter Schutz der Außenwände, Eingangsbereiche, Balkone und Terrassen
  • viel nutzbare Fläche durch fehlende Dachschrägen
  • hohe Energieeffizienz und geringere Energiekosten durch gute Isolierung bei flacher Neigung des Daches
  • gut geeignet für die Nutzung von Photovoltaik oder Solarthermie

Nachteile eines Zeltdachs

  • mögliche Einschränkung in der Gestaltung durch idealerweise quadratischen Grundriss
  • aufwendigere und damit auch teurere Dachkonstruktion vor allem durch den nötigen Unterbau bei flachen Zeltdächern
  • höherer Aufwand beim Zuschnitt von Dachziegeln durch die vier aneinandergrenzenden Dachflächen
  • Raum unter dem Dach ist bei flachen Zeltdächern oft nur als Abstellraum nutzbar
  • bei geringer Dachneigung ungeeignet für Solar- bzw. Solarthermieanlagen

Flachdach

Flachdächer sind nahezu horizontal und bei Bauherren durch ihre moderne Optik sehr beliebt. Früher kamen sie vor allem bei Bungalows zum Einsatz. Heute ist das Flachdach erste Wahl für Niedrigenergie- und Passivhäuser, da diese Dachform als besonders energieeffizient gilt. Die Dachneigung liegt meist unter 5 Grad, sodass die Fläche beispielsweise als Terrasse genutzt werden kann.

Ein Flachdach ist besonders für Häuser in trockeneren Regionen geeignet. Durch seine geringe Neigung fließen Regen oder Schnee nur langsam ab. Eine sorgfältige Abdichtung ist daher besonders wichtig, damit das Gebäude keine Schäden nimmt.

Vorteile eines Flachdachs

  • optimale Raumnutzung durch fehlende Dachschrägen
  • Dachbegrünung bzw. Nutzung des Dachs als Terrasse
  • hohe Solarerträge durch optimale Ausrichtung von Solaranlagen
  • nachträglich gut erweiterbar (Aufbau oder weitere Etage)
  • viel Helligkeit und gute Belüftung bei Einbau von Flachdachfenstern

Nachteile eines Flachdachs

  • höherer Installationsaufwand bei Dachentwässerung durch geringe Neigung
  • höhere Anfälligkeit für Feuchtigkeitsschäden
  • regelmäßige Wartung – vor allem des Abflusses – notwendig, um Laub und Schmutz zu entfernen
  • geringere Tragfähigkeit des Dachs
  • kostenintensiver durch aufwendige Abdichtung

Pultdach

Ein Pultdach besteht aus nur einer einzigen geneigten Dachfläche, welche leicht zu einer Seite abfällt. Vorder- und Rückwand weisen daher unterschiedliche Höhen auf. Es gibt auch versetzte Pultdächer, bei denen zwei Dachflächen in unterschiedlichen Höhen angeordnet sind. Beide Varianten erfreuen sich wachsender Beliebtheit bei Bauherren. Der Neigungswinkel kann stark variieren und liegt in der Regel zwischen 5 und 60 Grad. Wird ein eher geringer Neigungswinkel gewählt, ist – wie beim Flachdach – ein wasserdichtes Unterdach erforderlich.

aus mit versetztem Pultdach von Hausanbieter OKAL Haus
Haus mit versetztem Pultdach von Hausanbieter OKAL Haus

Vorteile eines Pultdachs

  • großzügiger Wohnraum durch geringe Dachneigung
  • gute Lichtverhältnisse durch Einbau von Standardfenstern
  • hohe Flexibilität bei Dacheindeckung wie z.B. begrüntes Dach
  • kosteneffizienter durch einseitigen Ablauf des Regen- bzw. Schmelzwassers
  • einfaches Auffangen von Regenwasser
  • komplette Dachfläche zur solaren Nutzung
  • kostengünstig

Nachteile eines Pultdachs

  • begrenzter Witterungsschutz auf der geneigten Seite
  • stärkeres Aufheizen der Räume im Sommer bei unzureichender Dämmung
  • je nach Lage höherer Reinigungsaufwand

Regionale Unterschiede und Bauvorschriften

Die Wahl der Dachform hängt stark von den spezifischen klimatischen Bedingungen und der Lage der Häuser ab. In Gebieten mit starken Winden oder viel Schnee empfehlen sich stabilere Dachformen wie das Walmdach oder das Satteldach.

Auch Bauvorschriften haben einen erheblichen Einfluss auf die Wahl des Dachtyps. Je nach Region variieren diese Vorschriften bzw. es kommen ergänzende hinzu. Manche Kommunen schreiben den Dachtypus in ihren Baugebieten konkret vor.

Du willst mehr zum Thema Hausbau erfahren? Wir haben weitere Tipps für dich.

Hausbau, Teil 1: Baustrom
Hausbau, Teil 2: Strom- und Gasanschluss
Hausbau, Teil 3: Wärmepumpe
Hausbau, Teil 4: Solarthermie
Hausbau, Teil 5: Heizsysteme
Hausbau, Teil 6: Blower-Door-Test
Hausbau, Teil 7: Thermografie
Hausbau, Teil 8: Rauchmelder
Hausbau, Teil 9: Einbruchschutz
Hausbau, Teil 10: Wärmedämmung
Hausbau, Teil 11: Fenster
Hausbau, Teil 12: Stromspeicher für Photovoltaikanlagen
Hausbau, Teil 13: Smart Home
Hausbau, Teil 14: Kohlenmonoxidmelder
Hausbau, Teil 15: FI-Schutzschalter
Hausbau, Teil 16: Förderung von Wohneigentum
Hausbau, Teil 17: Ladestation
Hausbau, Teil 18: Urlaubsschutz
Hausbau, Teil 19: Energiespartipps für den Garten
Hausbau, Teil 20: Energiespartipps für den Swimmingpool
Hausbau, Teil 21: Architekt, Fertighaus oder Bauträger
Hausbau, Teil 22: Raumplanung
Hausbau, Teil 23: Bauablauf
Hausbau, Teil 24: Energetische Sanierung
Hausbau, Teil 25: Nachhaltiges Bauen
Hausbau, Teil 26: Autarkes Wohnen im Nullenergiehaus
Hausbau, Teil 27: Baunebenkosten
Hausbau, Teil 28: Tiny House
Hausbau, Teil 29: Gartengestaltung
Hausbau, Teil 30: Terrassen
Hausbau, Teil 31: Lüftungsanlagen
Hausbau, Teil 32: Holzhaus

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