ABC der Energiewirtschaft, Teil 2: Entwicklung des Energieverbrauchs
Die Deutschen verbrauchen heute fast genauso viel Energie wie vor rund 30 Jahren trotz sparsamer Geräte und unzähliger Tipps zum Energiesparen. Obwohl wir kontinuierlich energieeffizienter werden und teilweise sogar Energie einsparen, bleibt der Verbrauch hoch. Eine wachsende Wirtschaft und steigender Konsum tragen dazu bei, dass der Endenergieverbrauch zwischen 1990 und 2021 lediglich um 9 Prozent gesunken ist.
Energieverbrauch in privaten Haushalten
Ein genauerer Blick auf den Stromverbrauch der Privathaushalte zeigt, dass dieser in den letzten Jahren stark von Faktoren wie Witterung aber auch der langanhaltenden Corona-Pandemie beeinflusst wurde. Im außergewöhnlichen Jahr 2020 führte die Pandemie zu einem historischen Tiefstand im Energieverbrauch, während 2021 eine leichte Steigerung verzeichnet wurde, die dennoch den niedrigsten Wert seit 1990 darstellte. Privathaushalte wendeten deutlich mehr als zwei Drittel der Energie zum Heizen auf, gefolgt von der Mobilität, der Warmwasserbereitung und Tätigkeiten wie Kochen oder Waschen.
Aus bundesweiten Studien geht hervor, dass die Nachfrage nach freistehenden Einfamilienhäusern zugenommen hat. Auf Grund der zahlreichen Neubauten und daraus resultierenden Zahl der Haushalte sowie größerer Wohnflächen ist zu vermuten, dass der Energieverbrauch weiter steigt. Energetischer Neubau und Sanierungen wirken diesem Trend allerdings entgegen.
Energie im Verkehrssektor
Im Verkehrssektor stieg der Energieverbrauch seit 1995 aufgrund von zunehmenden Güter- und Personentransport. Pandemiebedingt lagen hier die Werte lediglich in den Jahren 2020 und 2021 unter denen der Vorjahre. Auch in diesem Bereich sorgen technische Verbesserungen an Fahr- und Flugzeugen dafür, dass der Energieverbrauch nicht noch weiter steigt. 98 Prozent des Verbrauchs entfällt auf Kraftstoffe, lediglich zwei Prozent auf Strom. Durch den wachsenden Markt für Elektromobilität ist hier in den kommenden Jahren allerdings mit einer Verschiebung zu rechnen.
Energieverbrauch in der Wirtschaft
Mit dem Rückgang der Industrie in den neuen Bundesländern Anfang der 1990er Jahre reduzierte sich deutschlandweit der Energieverbrauch in diesem Sektor. Seit 2002 verzeichnet Deutschland allerdings einen deutlichen Anstieg, parallel zum Wirtschaftswachstum. Doch in jüngster Zeit haben Fortschritte in der Energieeffizienz dazu beigetragen, die Verbrauchszunahme trotz anziehender wirtschaftlicher Lage zu dämpfen. Anforderungen aus Klimaschutz und Energiewende sorgen generell für einen geringeren Energieverbrauch der Industrie – trotz wachsender Wirtschaft.
Der Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verzeichnete in den letzten 30 Jahren ebenfalls einen Rückgang des Energieverbrauchs. Die größten Anteile entfallen hier – ähnlich wie bei den Privathaushalten – auf Raumwärme und Strom.
Künstliche Intelligenz ist ein Stromfresser. Aber auch das Internet trägt maßgeblich zu einem hohen Energieverbrauch bei. Wäre das Internet ein Land, hätte es nach einer Studie von Greenpeace den weltweit sechstgrößten Stromverbrauch. Details gibt es hier.
ABC der Energiewirtschaft, Teil 1: Liberalisierung
ABC der Energiewirtschaft, Teil 3: Aufbau des Stromnetzes
ABC der Energiewirtschaft, Teil 4: Wie setzt sich der Erdgaspreis zusammen?
ABC der Energiewirtschaft, Teil 5: Weltklimavertrag
ABC der Energiewirtschaft, Teil 6: Regelenergie