Nisthilfen auf Strommasten sorgen für sichere Brutplätze
Die Beringung von Greifvögeln ist eine wichtige Methode in der Ornithologie, um detaillierte Erkenntnisse über deren Lebensweise zu gewinnen. Bei MITNETZ STROM gehört die Unterstützung beim Beringen im Frühsommer seit Jahren zum Tagesgeschäft, denn zahlreiche Greifvögel ziehen ihren Nachwuchs in den Nisthilfen auf Hochspannungsmasten groß. Die Beringung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Umweltämtern und Naturschutzverbänden. Mitunter melden Privatpersonen die Sichtungen von Brutpaaren auf Hochspannungsmasten.
Ringe für die Forschung
Durch das Anbringen kleiner, individuell nummerierter Ringe an den Beinen der Vögel können Wissenschaftler eine Vielzahl an biologischen und ökologischen Daten sammeln. Die Beringungen im Netzgebiet von MITNETZ STROM erfolgen meist durch erfahrene Ornithologen, die der Vogelwarte Hiddensee angehören. Dabei werden zwei Ringe an den Beinen angebracht: ein Kunststoffring und einer aus Aluminium. Wenn der Kunststoffring am linken Bein befestigt ist, ist dies das Zeichen dafür, dass der Vogel auf einer Nisthilfe aufwuchs. Befindet er sich am rechten Bein hat er sein Nest selbst gebaut.
Im Zuge der Beringung erheben die Ornithologen auch Basisdaten, wie zum Beispiel das Gewicht der Jungvögel. Anschließend wird der Nachwuchs, der bald flügge wird, wieder ins Nest in luftiger Höhe gesetzt.
Welche Erkenntnisse liefert die Beringung von Vögeln?
Migrationsmuster
Eine der bedeutendsten Erkenntnisse, die durch die Beringung gewonnen werden, betrifft die Migrationsrouten und das Zugverhalten der Greifvögel. Durch Wiederfunde und Ablesungen der Vögel werden detaillierte Daten über ihre Zugstrecken, Rastplätze und Überwinterungsgebiete gesammelt. Dies ermöglicht Wissenschaftlern, die komplexen Bewegungsmuster dieser Arten zu verstehen und die Auswirkungen von Umweltveränderungen auf ihre Migration zu untersuchen.
Lebensdauer und Überlebensrate
Die Beringung liefert wertvolle Informationen über die Lebensdauer und Überlebensrate von Greifvögeln. Wiederfunde von beringten Vögeln ermöglichen es, die durchschnittliche Lebensspanne und die Überlebenschancen in verschiedenen Lebensphasen zu ermitteln. Diese Daten sind entscheidend für die Bewertung des Zustands von Populationen und die Entwicklung von Schutzmaßnahmen.
Fortpflanzungsverhalten und Brutbiologie
Durch die Markierung einzelner Vögel können Wissenschaftler das Fortpflanzungsverhalten und die Brutbiologie genauer untersuchen. Daten zu Paarbildung, Brutort-Treue und Reproduktionserfolg tragen wesentlich zum Verständnis der ökologischen Anforderungen und Verhaltensanpassungen der Greifvögel bei.
Populationsdynamik
Die Beringung ermöglicht die langfristige Überwachung von Populationen. Dadurch werden Veränderungen in den Bestandszahlen, dem Altersaufbau und der Geschlechterverteilung erkannt und analysiert. Dies ist besonders wichtig für bedrohte Arten, um frühzeitig negative Trends zu identifizieren und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Gesundheitszustand und Umweltbelastungen
Die Beringung gibt auch Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand und die Belastung durch Umweltgifte. Blut- und Federproben, die während der Beringung entnommen werden, ermöglichen die Analyse von Schadstoffen und Krankheitserregern, was wichtige Hinweise auf den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Gesundheit der Greifvögel gibt.
Nisthilfen auf Strommasten sind nachhaltiger Artenschutz
Nisthilfen auf Strommasten haben sich als wichtige Maßnahme im Schutz und der Förderung von Greifvogelpopulationen erwiesen. Die künstlichen Niststrukturen bieten den Vögeln sichere Brutplätze und tragen zur nachhaltigen Stabilisierung und Erholung bedrohter Arten bei. Hochspannungsmasten bieten Greifvögeln eine erhöhte und oft störungsfreie Position, die ideal für das Anlegen von Nestern ist. Nisthilfen bestehen typischerweise aus robusten Plattformen, auf denen die Vögel die Nester aufschichten. Wenn die Nester zu hoch werden, müssen sie im Herbst unter Umständen in der Höhe reduziert werden. Durch herabfallendes Nistmaterial könnten sonst Leitungsschäden oder Kurzschlüsse entstehen.
In vielen Regionen fehlen natürliche Nistmöglichkeiten aufgrund von Lebensraumverlust und menschlichen Aktivitäten. Daher kompensieren Nisthilfen auf Strommasten diesen Mangel und bieten zusätzliche Brutplätze für Greifvögel. Durch die Bereitstellung künstlicher Niststrukturen wird zudem der Wettbewerb um natürliche Nistplätze verringert. Dies ist besonders wichtig für Arten, die in dicht besiedelten Gebieten oder in landwirtschaftlich genutzten Landschaften brüten. Greifvögel, die auf Strommasten nisten, sind weniger anfällig für Störungen durch menschliche Aktivitäten, da diese Masten oft in weniger zugänglichen Gebieten stehen. Somit fördert dies eine höhere Brut- und Aufzuchterfolgsrate.
Fischadler und Wanderfalken zu Gast bei MITNETZ STROM
Verschiedene Greifvogelarten haben sich an das Brüten auf Hochspannungsmasten angepasst, da diese künstlichen Strukturen ihnen geeignete und sichere Nistplätze bieten. Zu den häufigsten Arten im Netzgebiet von MITNETZ STROM zählen Wanderfalken und Fischadler. Wanderfalken nutzen oft Hochspannungsmasten, insbesondere in urbanen oder stark entwickelten Gebieten, wo natürliche Nistplätze knapp sind. Wanderfalken bevorzugen die erhöhte Position für die Jagd und den Schutz vor Fressfeinden.
Der Fischadler baut seine großen Nester gerne auf Hochspannungsmasten bei nahegelegenen Gewässern, wo er seine Hauptbeute, Fische, finden kann. Die Fischschuppen sind rund um die Nistplätze nicht zu übersehen.
Während Fischadler in Brandenburg schon „normal“ sind, haben sie anderswo noch VIP-Status. Dementsprechend groß ist die Freude darüber, dass ein Fischadlerpaar im Landkreis Zwickau seit zwei Jahren auf einer Nisthilfe von MITNETZ STROM brütet. Fischadler sind Zugvögel. Sie unternehmen beeindruckende Wanderungen zwischen ihren Brutgebieten und den Überwinterungsgebieten. Die Zugstrecken können mehrere tausend Kilometer umfassen und reichen bis Westafrika.
Spezialmonteure von MITNETZ STROM unterstützen die Beringungen
Die Beringung von Greifvögeln aus Nestern auf Hochspannungsmasten erfordert eine sorgfältige Planung. Denn die 110-Kilovolt-Leitungen müssen im Zeitraum der Beringung spannungslos geschaltet werden. Dies passiert von der Schaltleitung aus. Vor Ort am Mast sind geschulte Spezialmonteure im Einsatz, welche zu zweit den Mast besteigen und zunächst die Leiterseile erden – reine Vorsichtsmaßnahme. Dann klettern sie zum Nest und stellen fest, wie viele Jungvögel im Nest hocken. Währenddessen beäugen die Elternvögel den Vorgang in gebührendem Abstand, meist aus der Luft. Einer der Monteure packt den Vogel behutsam und steckt ihn in einen gut durchlüfteten Stoffbeutel, der per Seil zu Boden gelassen wird. Dann kommt der Vogelkundler zum Zug. Nach der Beringung geht die Reise wieder retour ins Nest.
Beringungen im Netzgebiet von MITNETZ STROM
In den Netzregionen von MITNETZ STROM finden etwa 50 bis 60 Beringungen von Wanderfalken und Fischadlern pro Jahr statt. Ihre Zahl hängt von der Anzahl der Brutpaare und dem Interesse der Behörden ab. In Brandenburg nutzen etwa 60 Brutpaare unsere Nisthilfen, in Sachsen mehr als 40 und in Sachsen-Anhalt rund 70 – Tendenz steigend.
Auch Benjeshecken geben Tieren Schutz und Lebensraum. Viele interessante Infos dazu findest du in diesem Blogbeitrag. Wie wichtig Artenvielfalt für das ökologische Gleichgewicht ist, erfährst du hier.