
Energiewende zum Mitreden – Dialog fördert das Verständnis
Der Solarpark in der Nachbarschaft, die Windkraftanlagen auf den Feldern des Dorfes und das Freileitungskabel, welches über das Grundstück verläuft: Viele Maßnahmen der Energiewirtschaft stoßen auf Widerstand, wenn sie direkt die eigene Lebensrealität betreffen. Bürgerinitiativen gründen sich und bringen Projekte zum Erliegen. Die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung ist ein hartes Stück Arbeit – auch für die enviaM-Gruppe. Dass Akzeptanzmanagement positive Ergebnisse liefern kann, zeigen aktuelle Projekte.
Wenn sich Kritik regt
Die enviaM-Gruppe ist ein Energieunternehmen mit Netzgesellschaften für Strom und Gas sowie Tochtergesellschaften für Energieerzeugung und Telekommunikation. Durch deren Wirken wird für viele Menschen Energiewirtschaft in allen möglichen Facetten erlebbar, zum Beispiel beim Netzausbau oder der Errichtung von Anlagen für erneuerbare Energien. Diese Entwicklung betrachten betroffene Menschen oft kritisch und rufen Proteste hervor. Solche Vorhaben nehmen sie zum Beispiel als unvereinbar mit dem Naturschutz, als schweren Eingriff in das Landschaftsbild oder als gesundheitsgefährdend wahr.

Akzeptanzmanagement klärt auf
Viele Menschen möchten gerne wissen, was vor sich geht und „ein Wörtchen mitreden“, wenn sie von äußeren Veränderungen betroffen sind. Akzeptanzmanagement soll helfen, Kritik, Skepsis und Vorurteile abzubauen.
Was ist Akzeptanzmanagement?
Unter Akzeptanzmanagement verstehen wir verschiedene Formate für Information und Beteiligung sowie deren strategische Planung und Analyse in den betroffenen Regionen.
Akzeptanzmanagement geht deutlich über eine herkömmliche Projektkommunikation hinaus. Ziel ist es, eine größtmögliche Akzeptanz für die Planungen und Projekte bei den betroffenen Personen zu erreichen.
Dies geschieht im Wesentlichen durch:
- Information: frühestmögliche, transparente und fortlaufende Bereitstellung von Informationen über den gesamten Projektzeitraum; Begleitung der formalen Genehmigungsverfahren wie Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren
- Beteiligung: aktive und dokumentierte Einbindung von Betroffenen in den Planungs- und Entscheidungsprozess durch entsprechende Veranstaltungsformate
- Dialog: Förderung eines kontinuierlichen und offenen Dialogs mit den Bürgern sowie regelmäßiger Austausch mit Behörden, Institutionen und Verwaltungen.

Erfolg beim Projekt Crossen-Herlasgrün
Beim rund 18 Kilometer langen Leitungsneubau zwischen Zwickau und Reichenbach/Vogtland (Bauabschnitt 3 der neuen 110-Kilovolt-Leitung zwischen Crossen-Herlasgrün) setzte MITNETZ STROM das Akzeptanzmanagement erfolgreich um. Gemeinsam mit externen Mediatoren wurden mehrere „Runde Tische“ mit Vertretern von betroffenen Kommunen, Verbänden und zweier Bürgerinitiativen organisiert, um den Trassenverlauf sowie technische Lösungen zu diskutieren. Die Beteiligten konnten im Rahmen der Gespräche zwei, mehrere hundert Meter lange Erdkabelstrecken in Neumark und Rotschau durchsetzen, wo die neue Leitung Wohngebiete tangiert. Durch den fortlaufenden Dialog wurden die Einzelinteressen von Grundstückseigentümern und Gewerbetreibenden befriedet und ein Planfeststellungsbeschluss ohne Klagen erreicht. Die Bauarbeiten konnten unmittelbar beginnen.
Akzeptanzmanagement bei MITNETZ STROM
Der Verteilnetzbetreiber MITNETZ STROM setzt bei vier weiteren Vorhaben auf projektbegleitendes Akzeptanzmanagement. Dabei berät und unterstützt ein externes Mediationsbüro das Unternehmen.
- Neubau Umspannwerk Aue-Süd: Beilegung des Konflikts zwischen zwei Bürgerinitiativen mit unterschiedlichen Meinungen zur Standortfrage, Vor-Ort-Begehungen, Informationsveranstaltungen, Präsentation und Fragestunde im Stadtrat sowie Dialog mit der Verwaltungsspitze
- Hochspannungsleitung Droßdorf-Falkenstein: Informationsveranstaltung vor dem Raumordnungsverfahren als Auftakt des Akzeptanzmanagements mit Fachvortrag eines Umweltgutachters, fortlaufende Information zum Projektstand
- Hochspannungsleitung Herlasgrün-Silberstraße: Infomärkte mit Fachvorträgen von Umweltgutachtern, Workshops zur Trassenfindung, Vor-Ort-Begehungen – alle Maßnahmen vor dem Raumordnungsverfahren
- Hochspannungsleitung Abzweig Oberelsdorf: Dialogangebote an Bürgerinitiative, Stakeholder-Dialog mit Klägern und Vertretern der Kommunen, Vor-Ort-Begehungen

Genehmigungsverfahren kurz erklärt
Das Raumordnungsverfahren und das Planfeststellungsverfahren sind zentrale, formelle Genehmigungsverfahren für Infrastrukturprojekte, wie den Bau von Hochspannungsfreileitungen. Sie werden von Genehmigungsbehörden geführt, zum Beispiel von der Landesdirektion Sachsen.
Was ist ein Raumordnungsverfahren?
Das Raumordnungsverfahren (Raumverträglichkeitsuntersuchung), kurz ROV, dient der übergeordneten Planung und Abstimmung von raumbedeutsamen Vorhaben. Es umfasst die Vorbereitung, Einreichung und Prüfung der notwendigen Unterlagen durch die Raumordnungsbehörde sowie die öffentliche Bekanntmachung und Beteiligung der Öffentlichkeit.
Was ist ein Planfeststellungsverfahren?
Das Planfeststellungsverfahren – kurz PFV – schafft die rechtliche Grundlage für den Bau und Betrieb von Infrastrukturprojekten. Es beinhaltet die Erstellung und Einreichung der Planungsunterlagen, die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange sowie die abschließende Entscheidung der Genehmigungsbehörde. Der Planfeststellungsbeschluss ist mit einer Baugenehmigung gleichzusetzen.
Die Energiewende bietet zahlreiche Chancen, die genutzt werden sollten. Jeder kann sich daran beteiligen, sei es mit einer Dachsolaranlage oder einem Balkonkraftwerk. Wenn Menschen diese Möglichkeiten erkennen und nutzen, wächst auch die Akzeptanz für Großprojekte, welche letzten Endes allen zugutekommen. Mehr zum aktuellen Stand der Energiewende sowie den damit verbundenen Herausforderungen gibt es in unserem Blogbeitrag „Standortvorteil Grünstrom – der Schatz vor unserer Haustür„.