Diplom Psychologin Bianka Müller, psychosoziale Beratung in der enviaM-Gruppe Diplom Psychologin Bianka Müller, psychosoziale Beratung in der enviaM-Gruppe

Weil Gesundheit unser wichtigstes Gut ist

Bianka ist Diplom-Psychologin und seit 2021 im Gesundheitsmanagement der enviaM-Gruppe tätig. Zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist es, die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden zu stärken. Im Interview sprechen wir mit ihr über Mental Health, Selbstfürsorge und konkrete Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kolleginnen und Kollegen, die unter Depression, Überforderung, Ängsten oder Suchterkrankungen leiden.

Hallo Bianka, erzähl uns bitte von deinen Aufgaben in der enviaM-Gruppe.

Mein Aufgabenbereich ist sehr vielfältig. Ich begleite länger erkrankte Mitarbeitende über das Betriebliche Eingliederungsmanagement, biete psychosoziale Beratung an und organisiere als Suchtpräventionsbeauftragte die Präventionsarbeit im Unternehmen. Außerdem unterstütze ich fachlich die psychische Gefährdungsbeurteilung und helfe Teams dabei, Maßnahmen zu entwickeln, um Überlastung entgegenzuwirken. Ich organisiere Angebote zur Gesundheitsförderung und führe gemeinsam mit Kollegen der Arbeitssicherheit, des Präventionsteams oder der Personalentwicklung verschiedene Workshops durch.

Warum ist deine Arbeit gerade jetzt so wichtig?

Gefühle von Überforderungen, Depressionen, Ängste oder Süchte gab es bei Menschen schon immer. Sie wurden aber oft verdrängt bzw. totgeschwiegen. Es wird immer deutlicher, dass es einen großen Bedarf an Unterstützung gibt, denn das Thema mentale Gesundheit gewinnt gesamtgesellschaftlich an Bedeutung und Akzeptanz. Die Zahl der Krankentage aufgrund psychischer Erkrankungen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Zu den Hintergründen für diesen Anstieg zählt zum einen, dass mittlerweile häufiger über Depressionen, Ängste und Co. gesprochen wird. Zum anderen ist eine Welt, die sehr komplex und schnelllebig ist und uns tagtäglich mit unheimlich vielen Informationen versorgt, mental enorm herausfordernd. Sicherheiten und Stabilität fallen zunehmend weg. Jeder Einzelne benötigt ein hohes Maß an Selbstverantwortung und Selbstmanagement, um gut klarzukommen und Halt zu finden.

Welche konkreten Angebote gibt es für Betroffene?

Wir haben ein großes Angebot an Resilienz-Workshops, greifen zu unseren Gesundheitstagen ganz bewusst die Themen Achtsamkeit und Selbstfürsorge auf und gehen verstärkt auf das Thema psychologische Sicherheit ein.

Seit nunmehr einem Jahr haben wir das Fürstenberg Institut als externen Partner für psychosoziale Beratung an Bord. Hier können sich Auszubildende, Mitarbeitende und Führungskräfte sowie Angehörige ersten Grades jederzeit – also auch in einer akuten Notsituation – beraten lassen.

Für alle Kollegen, die in die Betreuung oder Pflege eines Angehörigen eingebunden sind, steht Amiravita unterstützend zur Seite.

Welche Präventionsmaßnahmen gibt es?

Wir haben ein 16-köpfiges Präventionsteam, das regelmäßig geschult wird und Betroffene bei Suchtproblemen begleitet – von der Krankheitseinsicht bis zum Weg aus der Sucht heraus. Darüber hinaus unterstützen wir Ausbilder und Führungskräfte im Umgang mit auffälligen Azubis bzw. Mitarbeitenden und führen mit Auszubildenden das Suchtpräventionsseminar prev@work durch.

Im nächsten Jahr wird es eine Kampagne geben, bei der Führungskräfte und Mitarbeitende sich freiwillig zum „Psychologischen Ersthelfer“ ausbilden lassen können. Dabei lernen sie Grundlagen zum Umgang mit psychischen Erkrankungen, aber auch, zu erkennen, wenn es Kollegen mental nicht gut geht. So kann rasche Unterstützung erfolgen.

Das heißt, es muss nicht zwingend um Themen im Arbeitskontext gehen?

Arbeitsbezogene Probleme können Teil der psychosozialen Beratung sein. Aber oft sind es die Menge der Gesamtbelastung oder tiefgreifende Herausforderungen, die Menschen straucheln lassen – beispielsweise Trennungen, schwere Krankheiten oder Probleme mit den eigenen Kindern. In der Beratung schauen wir auf die Muster und die Haltung, mit der Betroffene an die Themen herangehen. Sind diese hilfreich oder gibt es Prägungen und Verhaltensweisen, die eher kontraproduktiv sind und die inneren und äußeren Konflikte noch verstärken?

Über sehr private oder sensible Themen wie mentale Gesundheit zu sprechen, fällt vielen schwer. Wie schaffst du es, dass sich Betroffene öffnen?

Es ist wichtig, die Ratsuchenden, an dem Punkt abzuholen, an dem sie im Moment stehen. Wir bieten ihnen einen sicheren Raum und klären Erwartungen ab. Außerdem unterliegt unsere Arbeit der Schweigepflicht. Psychosoziale Beratung ist Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, sie soll zur Selbstreflexion anregen und neue Handlungsansätze für das Problem aufzeigen. Natürlich muss auch die Chemie stimmen. Da ist es schön, dass es neben mir noch das Fürstenberg Institut gibt. So haben die Ratsuchenden verschiedene mögliche Ansprechpartner.

Wie geht es dir mit den Problemen, Ängsten und Schicksalsschlägen, mit denen du täglich konfrontiert wirst? Kannst du dich zuhause gut davon lösen?

Meistens ja. Seit über 20 Jahren biete ich psychosoziale Beratung an. Ich habe lange Zeit in der Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet und dort wirklich schwere Kinderschicksale bis hin zu Kindeswohlgefährdungen erlebt. Das hat mich natürlich nicht unberührt gelassen.

Bei meiner aktuellen Tätigkeit fällt die Abgrenzung leichter, da es sich um Erwachsene handelt, die nicht mehr so abhängig sind wie Kinder. Ab und zu kommt es trotzdem vor, dass mir nach Arbeitsschluss ein Beratungsfall gedanklich noch nachgeht. Ich gehe dann in die Selbstfürsorge und überlege, was mir jetzt guttun könnte. Mal ist es ein Spaziergang im Wald, mal Sport, mal eine Meditation oder ein Treffen mit einer guten Freundin. Es braucht in der Regel etwas Abstand. Dann können sich die Emotionen setzen und der Blick wird wieder klarer.

Hast du Tipps für eine gute Work-Life-Balance?

Generelle Tipps, die für alle passen, halte ich für schwierig. Sowohl die Lebenssituationen als auch die Prägungen von Menschen sind unterschiedlich. Wichtig finde ich, sich selbst immer wieder die Frage zu stellen, ob man noch in Balance ist.

Diplom Psychologin Bianka Müller, psychosoziale Beratung in der enviaM-Gruppe

Geht es mir gut? Kann ich nach Arbeitsschluss gedanklich abschalten, kann ich nachts gut schlafen? Bin ich fokussiert und lebe ich entsprechend meinen Werten?

Wenn die Antwort auf die Fragen „nein“ lautet, muss ich mir Gedanken machen, wie ich wieder in Balance komme: Wo kann ich Ballast abgeben? Wo kann ich Unterstützung erhalten? Wie kann ich mir mehr Zeit schaffen, für das, was mir wichtig ist und was mir Kraft gibt? Wie kann ich Ablenkungen reduzieren und achtsamer leben?

Wenn sich etwas verändern soll, muss ich etwas anders machen. Das erfordert manchmal auch den Mut, Entscheidungen zu treffen und externe Erwartungen zu enttäuschen.

Mehr über die enviaM-Gruppe als Arbeitgeber erfährst du in diesen Blogbeiträgen. Wie wir neuen Kollegen den Jobeinstieg erleichtern und welche Aufgabe unsere Pre-Boarding-App dabei erfüllt, erzählt uns Peter in seinem Interview.

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