Wasserstofftestfeld Bitterfeld-Wolfen Wasserstofftestfeld Bitterfeld-Wolfen

Ein Blick in die Energiezukunft: Besuch auf dem Wasserstofftestfeld von MITNETZ GAS

Wie könnte die Wärmeversorgung der Zukunft aussehen? In den letzten Jahren haben sich die Bestrebungen intensiviert, eine zukunftssichere, zuverlässige und gleichzeitig klimafreundliche Alternative zum herkömmlichen Erdgas zu finden. Wasserstoff gilt dabei als großer Hoffnungsträger. Mit ihm ließe sich die Wärmeversorgung schrittweise revolutionieren. Wasserstoff wird außerdem in sogenannten Elektrolyseuren gewandelt. Diese werden wiederum mit Strom betrieben, so dass sie überschüssige Energie aus erneuerbarer Erzeugung verwerten könnten. Das würde das Stromnetz entlasten und zusätzliche Speichermöglichkeiten schaffen.

Wie unsere bestehenden Gasnetze mit Wasserstoff betrieben werden, erforscht auch MITNETZ GAS. Im „Wasserstoffdorf“ in Bitterfeld-Wolfen betreibt die enviaM-Tochter ungefähr 1.200 Meter eines Wasserstoff-Verteilnetzes und testet die notwendige Infrastruktur. Wir haben dem Wasserstoffdorf einen Besuch abgestattet und uns von Michael Schneider von MITNETZ GAS genau erklären lassen, wie eine Umstellung auf Wasserstoff funktionieren kann und worauf es dabei ankommt.

Das Wasserstoffdorf: Testfeld für die Energiezukunft

Seit 2016 widmet sich MITNETZ GAS der Frage, wie die bestehende Gasnetzinfrastruktur zur Klimaneutralität beitragen kann. Das Herzstück der Forschung ist das sogenannte „Wasserstoffdorf“, ein 12.000 Quadratmeter großes Versuchsfeld. Hier testet und entwickelt der Gasnetzbetreiber die Verteilung und Nutzung von Wasserstoff als Energieträger unter realen Bedingungen. Das Ziel: Erfahrungen sammeln, Innovationen vorantreiben und bereits im Bereich Erdgas praktizierte, aber eben auch neue Technologien auf ihre Alltagstauglichkeit zu prüfen.

Die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend. Insbesondere Kunststoffrohrleitungen, die ursprünglich für den Einsatz in Erdgasnetzen hergestellt wurden, zeigen sich im Praxistest als technisch dicht und für den Transport von Wasserstoff geeignet. Dieses Ergebnis steht beispielhaft dafür, dass wir bestehende Erdgasinfrastrukturen überwiegend weiternutzen und an die neuen Anforderungen anpassen können – ein entscheidender Vorteil für die Umstellung auf eine klimafreundliche Energieversorgung.

Umfassende Kooperationen für hochgesteckte Ziele

Die Forschungsarbeit von MITNETZ GAS erfolgt in Zusammenarbeit mit starken Partnern. Im Rahmen des Projekts „HYPOS: H2-Netz“, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi), wurde das Wasserstoffdorf gemeinsam mit renommierten Partnern wie dem DBI, TÜV Süd und der HTWK Leipzig entwickelt.

HYPOS – kurz für Hydrogen Power Storage & Solutions East Germany – bündelt die Expertise von über 100 Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Ziel ist es, eine Modellregion für Wasserstoff in Mitteldeutschland zu etablieren. Der Erfolg des Projekts führte zu einer dreijährigen Verlängerung und einer thematischen Erweiterung: Das Folgeprojekt „H2-Infra“ erforscht seit Dezember 2021 die Wasserstoffeignung neuer Technologien für Haushalte und Gewerbe sowie die Standardisierung von Prozessen. Die gesamte Fördersumme des Projektes beträgt rund 2,7 Millionen Euro und läuft offiziell noch bis zum 31. Dezember diesen Jahres.

Das Gasnetz auf dem Prüfstand

Das Wasserstofftestfeld beeindruckt durch seine Vielseitigkeit. Neben einem 1.200 Meter langen Verteilnetz, einer Gasdruckregel- und -messanlage sowie einem Versuchscontainer bietet es Platz für Innovationen wie einem mit Brennstoffzellen-Technologie versorgtem Forschungspavillon.

Wasserstofftestfeld Bitterfeld-Wolfen

Hier wird demonstriert, wie mittels eines Blockheizkraftwerkes aus Wasserstoff gleichzeitig elektrische Energie und Wärme erzeugt wird: Technologie, die sich in Zukunft beim Verbraucher finden könnte, ebenso wie die im Pavillon ausgestellte Wasserstoffheiztherme. MITNETZ GAS beteiligt sich außerdem an der Entwicklung eines mobilen, modularen, flexiblen H₂-Speichers.

Die Schwerpunkte der Forschung sind vielfältig. In Permeations- und Leckagetests prüften die Forschenden zum Beispiel Kunststoffrohre und Absperreinrichtungen auf ihre Dichtheit. Oberirdische Tests zeigten außerdem, wie sich solche Kunststoffmaterialien unter verschiedenen Witterungsbedingungen verhalten. Um das Gas im Falle eines Ausströmens riechbar zu machen, wurden weiterhin spezielle Geruchsstoffe aus dem Erdgasbereich für Wasserstoff getestet und weiterentwickelt. Bei unserem Besuch konnten wir einen Geruchstest der verschiedenen Proben durchführen.

Neben den Untersuchungen an einer komplexen Gasdruckregel- und -messanlage können auch einzelne Komponenten in einen Prüfstand eingebaut und für den späteren Einsatz in Wasserstoffnetzen geprüft werden. Darüber hinaus werden hier auch Arbeitsverfahren wie Technologien für das kurzfristige Absperren von Gasleitungen auf Ihre Wasserstofftauglichkeit hin untersucht und optimiert, um zukünftig auch an Wasserstoffnetzen Bau- und Instandhaltungsmaßnahem sicher durchzuführen können.

Bildung und Ausbildung

Eine moderne Infrastruktur allein reicht nicht aus – auch die Menschen, die sie betreiben, müssen optimal geschult sein. MITNETZ GAS legt daher großen Wert auf Aus- und Weiterbildung. Praktische Trainingsmodule auf dem Testfeld bereiten Monteure und Ingenieure auf den sicheren Umgang mit Wasserstoff vor.

Die betriebliche Qualifikation ist entscheidend, denn Wasserstoff stellt besondere Anforderungen an Sicherheit und Technik. Neben den Themen zur Weiterbildung arbeitet MITNETZ GAS auch an branchenübergreifenden Regelwerken und Arbeitsschutzkonzepten mit. Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag bei der Weiterentwicklung der technischen Regelwerke und bei der Qualifikation von Fachkräften für die zukünftige Wasserstoffwirtschaft.

Ein Projekt mit internationaler Strahlkraft

Das Engagement von MITNETZ GAS blieb nicht unbemerkt. 2022 erhielt das Wasserstoffdorf eine Auszeichnung beim Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft. In der Kategorie „Anwendungsorientierte Forschung“ überzeugte das Wasserstofftestfeld durch seine praxisnahen Ergebnisse und seine wegweisende Bedeutung für die Energiewende. Auch international stößt das Testfeld auf großes Interesse. Führungen, Tage der offenen Tür und Besuche von Experten bieten Einblicke in die Forschung.

Die Erkenntnisse aus Bitterfeld-Wolfen sind ein entscheidender Baustein auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Energieversorgung. Die bestehende Erdgasinfrastruktur wird nicht ersetzt, sondern transformiert – ein Ansatz, der Ressourcen schont und Zeit spart.

In diesem Blogbeitrag stellen wir dir das Unternehmen MITNETZ GAS genauer vor. Wasserstoff wird zukünftig als Schlüsselfaktor für die Sektorkopplung eine große Rolle spielen. Wissenswertes dazu gibt es hier. Prof. Dr. Mario Ragwitz, Leiter des Fraunhofer IEG, spricht mit uns im Interview über den aktuellen Stand und die Zukunft von Wasserstofftechnologie. Türkis, Grün, Blau oder Grau – je nach Ursprung trägt der Wasserstoff unterschiedliche Namen. Wir erklären dir die Unterschiede auf unserer Website.

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