Blackouts und Cyberkriminalität bedrohen Stromnetze

Europa ist Anfang Januar 2021 knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt. Nach einer Störung in Südosteuropa, vermutlich im rumänischen Siebenbürgen, wurde das Europäische Verbundnetz aufgetrennt. Plötzlich war zu wenig Erzeugerleistung im sich bildenden Teilnetz vorhanden, die Frequenz sackte ab und fiel von 50 auf etwa 49,7 Hertz. Was nach einem minimalen Unterschied klingt, kann weitreichende Konsequenzen haben und sogar zum Blackout führen. Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Kroatien und die Türkei sind in einen „Inselbetrieb“ übergegangen. In Frankreich und Italien drosselten Großverbraucher ihre Abnahme, um das restliche Netz zu stabilisieren. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und das Netz wieder stabil. Die Ursache für den Frequenzabfall ist noch nicht bekannt.

Gefahr auch in Deutschland

Dieser Vorfall blieb hierzulande weitestgehend unbemerkt, aber mit der zunehmenden Digitalisierung steigt auch bei uns die Gefahr eines Blackouts. Auslöser können unter anderem gezielte kriminelle Angriffe auf das Stromnetz sein.

Cyberkriminalität, Hacker vor Bildschirm

2019 wurden deutschlandweit insgesamt 100.514 Straftaten im Bereich Cyberkriminalität polizeilich erfasst. Das sind 13,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch 2020 blieb die Sicherheitslage angespannt. Im vergangenem Jahr gab es 419 Meldungen von Betreibern kritischer Infrastrukturen, davon entfielen 73 auf Energieversorger. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2017, wo im gesamten Jahr 145 Vorfälle registriert wurden.

Schutz vor Cyberangriffen

Der Schutz vor schwerwiegenden Cyberangriffen ist nach Einschätzung von Norbert Pohlmann, Professor am Institut für Internet-Sicherheit der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen, im Stromsektor bisher gelungen, weil viele Stromnetze noch voneinander abgeschottet sind. Die Wahrscheinlichkeit solcher Angriffe wird mit der Digitalisierung allerdings steigen, denn intelligente Stromnetze kommunizieren lückenlos über das Internet. Das hat viele Vorteile, macht sie aber auch verwundbarer. Pohlmann warnt:

Der Schutz der Netze wird zu einer Herkulesaufgabe, denn die Angreifer werden immer intelligenter.

Cyberkriminalität bedroht Stromnetze,

Die Stromnetze müssen nach Angaben von Pohlmann so beschaffen sein, dass sie einen Cyberangriff erkennen und seine Ausbreitung verhindern. Darüber hinaus sollten sie ihre grundlegende Funktionsfähigkeit bei Cyberattacken erhalten beziehungsweise eigenständig wiedererlangen können. Möglich wird das durch die Echtzeitanalyse aller Netz-Daten.

Investitionen in die Sicherheit

Für Stromversorger bedeutet das hohe Investitionen in die Technik und einen ständigen Ausbau ihrer Sicherheitskonzepte. So werden in speziellen Trainingszentren Mitarbeiter aus Netzleitstellen im Erkennen und Abwehren von digitalen Angriffen geschult.

ABC der Energiewirtschaft, Teil 3: Aufbau des Stromnetzes

Auch die Bundesregierung wird aktiv. Am Flughafen Leipzig/Halle entsteht aktuell die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit. Ihre Aufgabe sind Forschungsvorhaben mit hohem Innovationspotenzial auf dem Gebiet der Cybersicherheit. Dafür hat der Bund bis 2023 rund 350 Millionen Euro bereitgestellt.

Mehr Informationen zu Intelligenten Netzen gibt es unter www.enviaM-gruppe.de.

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