Interview Sascha Erik zum Thema Ausbildung im Wandel der Zeit Interview Sascha Erik zum Thema Ausbildung im Wandel der Zeit

Ausbildung im Wandel der Zeit

Sascha startete vor 26 Jahren seine Ausbildung bei der Energieversorgung Süd Sachsen AG – einem Vorgängerunternehmen von enviaM. Heute ist der gelernte Industriekaufmann in der Unternehmenskommunikation tätig. Eric arbeitet seit elf Jahren als Monteur beim Netzbetreiber MITNETZ STROM. Seine Ausbildung zum Mechatroniker begann er im September 2008. Sascha und Eric standen uns zu Fragen rund um das Thema Ausbildung Rede und Antwort.

Warum habt ihr euch für euren Ausbildungsberuf und die enviaM-Gruppe als Arbeitgeber entschieden?

Eric: Ich wusste damals nicht, was ich machen soll, und habe mich mit einem Freund unterhalten, der schon in der Ausbildung zum Mechatroniker war. Daher wusste ich bereits etwas darüber. Da es ein technischer Beruf werden sollte und es mir wichtig war, nach dem Abschluss viele Möglichkeiten zu haben, war das die beste Perspektive für mich.

Sascha: Um ehrlich zu sein, habe ich mir mit 16 oder 17 keine wirklichen Gedanken gemacht, was es bedeutet einen Beruf mein restliches Leben auszuüben. Ich habe mir einfach gesagt: Das könnte halbwegs passen, da es meinen Interessengebieten entsprach. Früher war das auch noch ein bisschen anders als heute. Da wurden 100 Bewerbungen abgeschickt und es gab mit viel Glück vielleicht fünf Antworten. Im besten Fall folgten drei Vorstellungsgespräche oder ein Eignungstest. Das ist heute anders. Jetzt reißen sich Unternehmen quasi um die Fachkräfte von morgen.

Gesprächssituation

Welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten hattet ihr im Unternehmen?

Sascha: Es gibt Möglichkeiten, sich auch anders zu orientieren. Ich habe Industriekaufmann gelernt und mache in meinem jetzigen Job vieles, das nichts mit meiner Ausbildung zu tun hat.

Eric: Es gibt fast schon zu viele Optionen. Auch mit einer Ausbildung im technischen Bereich, kann man zum Beispiel sagen: Ich möchte ins Büro – selbst das geht irgendwie. Es gibt immer eine Möglichkeit im Unternehmen zu bleiben und sich dennoch anderen Aufgabengebieten zu widmen.

Warum habt ihr euch für einen technischen bzw. kaufmännischen Beruf entschieden?

Eric: Technik war schon immer so ein bisschen meins. Mir haben Naturwissenschaften in der Schule Spaß gemacht und ich wusste, dass ich nicht an einem Bildschirm sitzen möchte. Das ist einfach nichts für mich. Und es war definitiv die richtige Entscheidung.

Sascha: Mich hat Technisches früher nicht so gereizt. Daher habe ich mich für eine kaufmännische Ausbildung entschieden. Wenn ich jetzt zurückblicke, hat sich das ein Stück weit geändert. Manchmal wünsche ich mir, am Ende des Arbeitstages etwas in der Hand zu haben. Aber auch in meiner jetzigen Abteilung kann ich mich stetig weiterentwickeln und werde gefördert, wenn ich Neues ausprobieren möchte.

Zwei langjährige Mitarbeiter, die schon ihre Ausbildung in der enviaM-Gruppe absolvierten.

Erinnert ihr euch noch an euer Bewerbungsgespräch für den Ausbildungsplatz?

Sascha: Ich weiß noch, dass ich mich sehr gefreut habe, als ich eingeladen wurde. Als der Termin dann so langsam näher rückte, war ich aber schon ganz schön aufgeregt. Schließlich weißt du ja nicht, was dich erwartet. Am Ende war es aber ein sehr entspanntes Gespräch. Ich erinnere mich noch ziemlich gut an eine Frage, die mir ein Ausbilder gestellt hat: „Hättest du ein Problem damit, mit überwiegend weiblichem Personal zusammenzuarbeiten?“
Wenn ich jetzt zurückdenke, hat sich das extrem gewandelt. Heute sind die Auszubildenden als Industriekaufleute in Sachen Geschlechtern ziemlich ausgeglichen. Aber damals waren wir gerade mal zwei männliche in meiner Ausbildungsgruppe.

Eric: Wenn ich an mein Bewerbungsgespräch denke, fällt mir ein, dass es nicht so schlimm war, wie ich dachte. Ich hatte vorher noch zwei andere Gespräche und die waren komplett verschieden. Rückblickend war aber hier die entspannte Atmosphäre im Gespräch super. Es wurde gezeigt, was mich erwartet und auch was von mir erwartet wird sowie alle Rahmenbedingungen geklärt. Mir hat das in jedem Fall die Angst davor genommen, was mich in der Lehre erwartet.

Wie war eure Azubi-Kennenlernwoche in Osterburg?

Sascha: Zu meiner Ausbildungszeit gab es die in der Form leider noch gar nicht. Wir waren trotzdem drei Tage zusammen und haben in dieser Zeit zum Beispiel ein Planspiel gemacht. Der Betriebsrat hat sich vorgestellt und etwas zur Mitbestimmung erzählt. Im Fokus stand auf jeden Fall das gegenseitige Kennenlernen. Da kaufmännische und technische Auszubildende aller Standorte dort zusammen waren, konnten wir uns gut kennenlernen.

Eric: Ich war die vollen fünf Tage in Osterburg und auch bei uns war es ein bunter Mix aus Standorten und Berufen, wodurch man die weiteren Ausbildungsberufe im Unternehmen kennenlernen konnte. Ansonsten war das wie ein kleiner Crash-Kurs für alle wichtigen Dinge, die wir als frisch gebackene Azubis eben wissen mussten. Sport und Freizeit kamen dabei aber auch nicht zu kurz.

Nahaufnahme Interviewsituation.

Wie ging es für euch nach der Ausbildung weiter?

Sascha: Direkt nach meiner mündlichen Abschlussprüfung sagte mir meine Ausbilderin, dass mich jemand sehen will. Im Büro saß dann der Teamleiter der internen Kommunikation. Zu dem Zeitpunkt hatte ich in meinem Durchlauf das erste Mal Berührungspunkte mit dem Thema Intranet. Darin habe ich einen Fehler entdeckt und diesen, inklusive der Möglichkeit ihn zu beheben, gemeldet. Ich hatte mich zu der Zeit in meiner Freizeit ein wenig mit Programmierung beschäftigt. Der Teamleiter meinte zu mir: „Wenn du solche Fehler beheben kannst, dann solltest du bei uns anfangen.“ Ein paar Wochen nach meiner Prüfung kam ich in den Bereich Unternehmenskommunikation, in dem ich heute über 20 Jahre später immer noch arbeite.

Eric: Bei mir war das recht einfach geregelt, je nach Abschlussnote gab es im Anschluss eine Befristung von zwölf, neun oder sechs Monaten. Ich wurde dann nach der bestandenen Prüfung im Betriebsservice eingesetzt. Ich arbeite auch heute noch mit vielen Kollegen aus meiner Anfangszeit zusammen.

Wie hat sich das Unternehmen und damit auch die Ausbildung im Vergleich zu früher gewandelt?

Sascha: Digitalisierung spielt heute eine viel größere Rolle. Wir hatten früher keine PCs, sondern arbeiteten an sogenannten Terminals, die eigentlich nur ein Bildschirm mit Tastatur waren. Heute hat nahezu jeder Azubi seinen eigenen Laptop. Die Auszubildenden bekommen auch eine ganz andere Kultur mit: Schließlich starten sie in einem Unternehmen, in dem sich überwiegend geduzt wird. Das gab es früher nicht.

Eric: Bei uns wurde sich auch damals schon viel geduzt, zumindest mit einigen der Ausbilder. Die Azubis bei uns im technischen Bereich haben heute ebenfalls eigene Laptops, das haben nicht mal wir Mitarbeiter. Wir nutzen überwiegend Tablets, da die besser für Outdoor-Einsätze geeignet sind.

Ein Kollege zeigt auf den Schriftzug "Krisenmanager" auf dem Pullover des anderen.

Welche Unterschiede seht ihr zu den Azubis heute?

Sascha: Azubis haben heute ganz andere Kompetenzen. Telefonieren war früher zum Beispiel der Kommunikationsweg Nummer eins, heute werden eher E-Mails oder Chatnachrichten geschrieben. Und das können die Auszubildenden richtig gut und auch effizient.

Eric: Heute kannst du jeden Azubi an dein digitales Gerät setzen und es läuft, die Digitalkompetenz ist viel stärker ausgeprägt als bei uns damals.

Würdet ihr euch heute nochmal für denselben Ausbildungsberuf entscheiden oder was würdet ihr stattdessen machen?

Eric: Ich würde das auf jeden Fall nochmal machen. Die Ausbildung bietet Fähigkeiten im elektrischen und handwerklichen Bereich sowie z. B. auch Erfahrungen mit Metallarbeiten. Damit steht einem ein breites Feld offen und jeder kann frei entscheiden, in welche Richtung es gehen soll.  Mechatroniker sind vielseitig einsetzbar. Ich kann sagen, ich habe meinen Traumjob gefunden und würde nichts ändern.

Sascha: Ich würde heute etwas komplett anderes machen. Wenn ich mit dem Wissen aus meiner ersten Ausbildung jetzt nochmal von Null starten müsste, würde ich heute wohl eher etwas handwerklich, technisches lernen, bei dem das Resultat der eigenen Arbeit greifbar ist. Alternativ finde ich auch das neue Ausbildungsfeld bei uns im Unternehmen spannend. Seit kurzem werden Kaufleute für Digitalisierungsmanagement ausgebildet, die vorrangig analoge Prozesse ins Digitale überführen.

Zwei ehemalige Auszubildende und heutige Mitarbeiter geben sich die Hand.

Welche Tipps würdet ihr Azubis geben, die heute zu uns ins Unternehmen kommen?

Eric: Azubis sollten sich nicht scheuen, Fragen zu stellen. Mit einem Auszubildenden, der mir eine echte Hilfe ist, arbeite ich gern zusammen und gebe mein Wissen weiter. Der erste Eindruck ist außerdem wichtig. Wer sich offen und kommunikativ zeigt, hat immer gute Karten.

Sascha: Die Zusammenarbeit mit engagierten Auszubildenden, die sich einbringen, macht auch einfach mehr Spaß. Das sorgt für eine viel bessere Arbeitsatmosphäre. Ich kann nur allen Azubis empfehlen: Probiert euch aus, seid mutig, geht auf die Leute zu, stellt Fragen und duckt euch nicht weg.

In welche Richtung wird sich Ausbildung in euren Augen weiter verändern?

Sascha: Ich denke, die Ausbildung wird noch stärker in Richtung Digitalisierung gehen, das Praktische aber nie komplett ersetzen. Auch die Technik wird sich noch stark verändern. Wir hatten früher zum Beispiel hauptsächlich analoge Kameras und ordnerweise Fotos im Archiv. Daran ist heute kaum mehr zu denken.

Eric: Früher gab es noch Ausbildungsberufe, die heute gar nicht mehr existieren. Ich denke auch in Zukunft werden Berufe wegfallen, neue auftauchen und entsprechend Aufgabenfelder umstrukturiert werden. Das ist einfach dem Wandel der Zeit geschuldet.

Über die digitalen Ausbildungswelten in der enviaM-Gruppe berichten wir hier mehr. In diesem Beitrag gibt uns ein Jungmonteur Einblicke in seinen Werdegang. Alle unsere Ausbildungsberufe im Überblick gibt es hier.

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