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20 Jahre Energieerzeugung im Umbruch

Die Energieerzeugung hat sich seit den 90er-Jahren stark gewandelt. Doch, was genau hat sich verändert und welche politischen Entscheidungen treiben die Energiewende voran?

Die Anfänge der Energiewende

Zur Zeit der florierenden Wirtschaft der 50er und 60er Jahre boomt der deutsche Energieverbrauch wie nie zuvor und gilt als Indikator für Wohlstand und ökonomischen Fortschritt. Grundlage der großen Energieproduktionen sind Erdöl und Steinkohle. Doch bereits ab den 70er-Jahren wandelt sich die Perspektive auf den stetig steigenden Strom- und Gaskonsum, da die erheblichen ökologischen und gesundheitlichen Probleme der fossilen Energieförderung sichtbar werden. Umweltaspekte wie Luftverschmutzung oder Waldsterben erlangen zunehmend gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Dies mobilisiert Umweltbewegungen sowie den Wunsch nach einer nachhaltigeren Energiewirtschaft, ein Thema, welches auch internationale Beachtung findet. Schließlich einigen sich die UN-Mitgliedstaaten beim Weltklimagipfel in Kyoto 1997 auf das sogenannte Kyoto-Protokoll, welches als erstes globales Abkommen zum Klimaschutz in die Geschichte eingeht. Mit ihm verpflichtet sich Deutschland, seine Abgasemissionen zwischen 2008 und 2020 um acht Prozent gegenüber 1990 zu senken. Damit dies gelingt, sichert der Bund zu, den eigenen Treibhausgasausstoß um 21 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern.

Aus fossil wird erneuerbar

Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz aus dem Jahr 2000 wird die Energiewende in Deutschland erstmalig fest verankert. Ziel ist es, die Strom- und Wärmeversorgung weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien umzustellen. Dies betrifft auch den Verkehrssektor, welcher zukünftig CO2-neutral werden soll. Da dieser Wandel ein komplizierter Prozess über Jahrzehnte ist, unterstützt das Gesetz zusätzlich eine weiterhin bezahlbare Energieversorgung sowie finanziell tragbare Strom und Gaspreise.

Auf Deutschlands Weg zur nachhaltigeren Energieerzeugung ereignet sich im Jahr 2011 in Japan eine Katastrophe, mit welcher niemand gerechnet hat. Das Reaktorunglück in Fukushima macht deutlich, wie gefährlich atomare Stromgewinnung sein kann. Neben diesem verheerenden Risiko steht außerdem die Endlagerung des Atommülls immer wieder in der Kritik. Darum beschließt der Bund im selben Jahr den Ausstieg aus der Kernenergie. Bis 2022 sollen alle 17 zum damaligen Zeitpunkt aktiven Reaktoren heruntergefahren werden. Mit der Abschaltung der Anlagen in Neckarwestheim, Emsland und Isar ist der Atomausstieg somit zum Ende dieses Jahres abgeschlossen.

Ein langer Weg bis zum Ziel

Nach dem vereinbarten Kernkraftausstieg stellt der Weltklimagipfel in Paris 2015 den nächsten Meilenstein zum nachhaltigeren Energieverbrauch dar. In Frankreich einigen sich die 197 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen auf weitere konkrete Umweltschutzziele, um die Erderwärmung zu stoppen. Dabei setzen sich die unterzeichnenden Länder das Ziel, den Temperaturanstieg auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius zu beschränken. Im Idealfall wird eine Restriktion von 1,5 Grad Celsius erreicht. Zudem stehen die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel und die Minderung der Treibhausgasemissionen im Fokus. Zur Umsetzung der vereinbarten Zielvorstellung beruft das deutsche Bundeskabinett drei Jahre später die Kohlekommission ein. Diese sieht vor, bis spätestens 2038 stufenweise die Kohleverstromung zu beenden. Dafür plant sie ein breit gefächertes Maßnahmenpaket für den Strukturwandel in den Kohlerevieren.

Klimafreundlich in die Zukunft

Heute wird bereits ein Drittel des Stroms in Deutschland durch Wind, Sonne oder Biomasse erzeugt. Bis 2050 plant die Bundesregierung einen Mindestanteil von 80 Prozent erneuerbaren Energien im nationalen Strommix. Parallel soll der Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 um die Hälfte reduziert werden. Treibhausgasemissionen verringern sich um 80 bis 95 Prozent. Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg, aber 2020 ist der nationale Stromabsatz aus regenerativen Energiequellen so hoch wie nie. Die Einspeisung erneuerbarer Energien im Netzgebiet von MITNETZ STROM hat im Jahr 2021 einen Rekordwert erzielt. Erstmals lag die installierte Leistung über 10.000 Megawatt. Auch die Gesamtzahl der Anlagen erreichte mit knapp 64.000 ein neues Allzeithoch. Beflügelt wurde diese Entwicklung vor allem durch einen rasanten Zuwachs an Photovoltaikanlagen.

Mehr zur Energiezukunft in Ostdeutschland steht auf unserer Internetseite. Was unserer Region beim Klimaschutz besonders wichtig ist, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

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