„Persönlichen Austausch möchte ich immer möglich machen!“ – Sebastian Pekar über Führung im Meisterbereich
Braucht es in Zeiten von flachen Hierarchien und geteilter Verantwortung noch Führung? Unbedingt! In unserer komplexen Welt ist sie vielleicht sogar wichtiger als je zuvor. Aber der Anspruch verändert sich: Was bedeutet „neues Führungsverständnis“ und wie kann es gelebt werden? Dazu fragten wir Sebastian Pekar, Meister Realisierung für Mittel-, Niederspannung und Umspannwerke bei MITNETZ STROM in Bad Düben, zum Thema „Führen im gewerblich-technischen Bereich“.
Sebastian, was bedeutet für dich "Neues Führungsverständnis", und wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?
Ich strebe einen kameradschaftlichen Führungsstil auf Augenhöhe an. Wir können unsere Aufgabe, die Sicherstellung der lückenlosen Energieversorgung, nur gemeinsam meistern. Aufgrund der vielen Schnittstellen zu anderen Abteilungen geht das sogar über unseren Meisterbereich hinaus. Vielleicht ist der Vergleich mit einer Fußballmannschaft angebracht: Der Kapitän hat zwar eine Führungsrolle, aber der Erfolg hängt vom gesamten Team ab.
Was macht gute Führung speziell im gewerblich-technischen Umfeld für dich aus? Was sind deine täglichen Herausforderungen und wie begegnest du diesen?
Speziell in den Meisterbereichen gibt es eine riesige Themenvielfalt, von Kabelnetzen, Freileitungsnetzen über „alte“ Transformatorenstationen, neue digitale Ortsnetztrafostationen, Umspannwerke usw. Klar, dass das alles nicht von einer Person allein beherrscht werden kann. Dennoch ist es wichtig, bei jedem Thema mitsprechen zu können. Die Spezialisten in aller Detailtiefe sind die jeweiligen Monteure, da bin ich auch gerne im Austausch und erweitere meinen eigenen Wissensschatz. Neben der Themenvielfalt ist das „Führen auf Distanz“ definitiv eine Herausforderung. Wir haben alle zwei Tage einen Teams-Termin, um aktuelle Themen zu besprechen. Aber unser Alltag läuft nicht nach Plan. Wenn während einer Besprechung mein Telefon klingelt, weil Arbeiten nicht wie geplant durchgeführt werden können oder eine Störung aufgetreten ist, dann müssen wir schnell individuelle Lösungen finden. Das kann nicht bis zur nächsten geplanten Besprechung warten, manchmal nicht mal bis zum Ende meines gerade laufenden Termins. Die Monteure in unserem Team kommen spontan an den Standort, so wie es in den Arbeitstag passt. Da nutze ich gerne die Chance zum persönlichen Gespräch, besonders wenn es operativ brisante Themen gibt. Ich sehe diesen direkten Austausch als äußerst wertvoll an, das möchte ich immer möglich machen, auch wenn andere Dinge derweil liegen bleiben und in den Randstunden nachgeholt werden wollen.
Abgesehen davon ist mir als Führungskraft im gewerblich-technischen Bereich auch immer wieder die Präsenz „draußen im Netz“ bei den Kollegen wichtig. Die Arbeiten besprechen, auch mal nach- und hinterfragen und natürlich das besondere Augenmerk auf die Einhaltung von Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz legen. Zugegeben ist es oft herausfordernd solche „Termine“ wahrzunehmen. Dennoch ist es unabdingbar und gehört für mich einfach dazu.
Wie balancierst du fachliche Führung und persönliche Führung in deiner Rolle? Wie gelingt es, sowohl die fachlichen Anforderungen als auch die persönlichen Bedürfnisse ausreichend zu berücksichtigen?
Die persönliche Führung passiert bei uns im Pausenraum. Wenn ich den Eindruck habe, dass bei einem Kollegen oder einer Kollegin die Tagesform mal nicht wie gewohnt ist, frage ich nach. Oftmals kommen mir die Kollegen da aber schon zuvor und teilen auch private Einblicke, sprechen an, wo der Schuh drückt oder es ein gesundheitliches Problem gibt. Dafür bin ich super dankbar und freue mich über das Vertrauen. Ebenfalls unentbehrlich in diesem Team ist unsere Sachbearbeiterin, die in der Büroorganisation und im Terminmanagement alle Fäden zusammenhält. Damit auch nichts übersehen wird und unsere Arbeit für uns gegenseitig transparent ist, haben wir montags einen gemeinsamen Termin. Hier besprechen wir die Arbeiten, Vorkommnisse und allgemeine Themen der vergangenen und der kommenden Woche. Alles Wichtige dafür sammeln wir laufend im gemeinsamen digitalen Notizbuch in One Note. Mein persönlicher Anspruch liegt hier auf der Transparenz unserer Arbeit.
Die fachliche Führung können wir im Meisterbereich glücklicherweise auf mehreren Schultern verteilen. Abgesehen von den Monteuren draußen im Netz gibt es neben mir zwei Kollegen, die die fachlichen Themen bearbeiten – Arbeiten planen, Material beschaffen, mit Netzkunden im Austausch stehen und so weiter.
Wie förderst du die Eigenverantwortung und das Engagement deiner Kolleginnen und Kollegen im Team?
Um ehrlich zu sein, fördere ich keine Eigenverantwortung. Diese liegt zum einen in der Sache selbst, denn jeder will gesund in den Feierabend gehen und zum anderen lebt wirklich jeder in unserem Team die Energieversorgung. Jeder ist stolz darauf, seinen Teil zu einer unterbrechungsfreien Energieversorgung beizutragen. Wer neu in den Meisterbereich kommt, erlebt diesen Spirit der Mannschaft, das motiviert. Dadurch haben alle den Anspruch, die eigenen Themen verantwortungsvoll zu treiben und sich der persönlichen Weiterentwicklung nicht zu verschließen.
Kurzum: Eigenverantwortung und Engagement fördert sich durch die Sache selbst und durch den Flow der Truppe. Hier braucht es kaum mein Zutun.
Danke für die spannenden Einblicke, Sebastian!
In diesem Blogbeitrag erfährst du mehr über Umspannwerke – die Knotenpunkte im Stromnetz. Den Unterschied zwischen Energieversorger und Netzbetreiber erklären wir dir hier. Welche Vorteile Intelligente Netze haben und was diese alles können, kannst du auf dieser Seite nachlesen.